Ein Grantura zum Griffith

Bei Kurt S., der mit seinem Grantura Mk IIA auf den Ausflug mitgekommen ist, hat man vordergründig das Gefühl, einzig seine beschränkten Lagermöglichkeiten hielten ihn noch davon zurück, auf den gleichen Pfaden wie Klaus zu wandeln. Im Gespräch erfährt man dann aber, dass der „Rettungsgedanke“ bei ihm nicht Kaufgelüste schürt, sondern gezielte Überlegungen, was noch in sein Sammlungskonzept passen könnte. Über die fehlende Logik von begehrten (Blech-) Autos bei dieser Betrachtung soll hier nicht die Rede sein…
Nebst zwei Reliant Scimitars hat er bereits einen Griffith 4.3 und wollte gerne noch einen Sportwagen aus den späten 50er / frühen 60er Jahren wegen des erwarteten anderen Fahrgefühls. Er schaute sich u.a. ein Gilbern GT an, fand dann aber, es mache mehr Sinn, die verschiedenen Schaffensperioden einer Marke abzudecken, wie dies ja auch Sammler bei Werken von bestimmten Künstlern handhaben. Jagdrevier war vorerst das Internet. Die Warnungen von verschiedener Seite, was für Kernschrott ihm wohl in England angedreht würde, führten ihn zur lokalen Suche. Ziel war nun ein Auto zum sofortigen Fahren und nicht eine Baustelle zu finden. Bei Rolf Kühn, einem TVR-Agenten bei Basel, wurde Kurt fündig. Der Grantura diente dort aber als Blickfang auf Ausstellungen und war nicht käuflich. Acht Jahre baggerte Kurt dann bei Rolf Kühn wegen diesem Auto, ohne Erfolg. Kurz vor seinem 40. Geburtstag stopfte sich Kurt Geld in die Tasche und nahm sich vor, einen letzten Versuch zu unternehmen. Rolf Kühn gab diesmal nach und das mitgenommene Geld reichte sogar bis auf einen kleinen Betrag aus, um endlich einen Grantura zum Griffith in die Garage stellen zu können. Ausser dem Beseitigen von Standschäden (Bremsen, Hinterachse, Aufhängungsbuchsen) gab es zum Glück wirklich keinen Arbeitsbedarf. Kurt bedauert aber, anstatt Gummibüchsen solche aus Polyurethan eingebaut zu haben. Das harsche Fahrgefühl passt überhaupt nicht zum Auto, denn mit den originalen schmalen Reifen wäre es mit Gummibüchsen viel besser zu erfühlen. So oder so, findet Kurt, müsse aber bei forscher Fahrweise aufgepasst werden, denn wegen des kurzen Radstandes bleibt beim Grantura nicht viel Zeit, ein ausbrechendes Heck aufzufangen. Ein gewisses Unbehagen bleibt deshalb immer, wie dies aber auch beim modernen Griffith der Fall ist. Und dies ganz im Gegensatz zu den Reliant Scimitars, welche sich im Vergleich nicht nur viel gutmütiger im Fahrverhalten zeigen, sondern vom Fahrkomfort her sich in einer anderen Liga bewegen.
Der Ausflug zu Klaus Witzig gab Kurt das Vertrauen, den Grantura inskünftig für weitere Strecken zu brauchen. Zuvor hatte er immer Angst, er käme in einer Gruppe von jüngeren Autos mit dem TVR nicht mit. Auf Landstrassen reicht die Motorleistung des 1600 MGA-Motors aber völlig, denn dank dem leichten Fahrzeuggewicht war sogar in den Bergen volles Vergnügen vorhanden. Hier geniesst Kurt die notwendige Konzentration für die Arbeit an Lenkrad und Ganghebel, wie auch den Sound des Motors. Das Rennfeeling kommt real auf, was Kurt bei einem MG zum Beispiel immer vermisste. Der gleiche Sound nervt aber bei konstanter Geschwindigkeit, auf der Autobahn also. Ohne Dachhimmel oder sonstige Schallisolation entstehen überall Schallresonanzen und die Insassen werden zugedröhnt. Bei Regen muss besser mit wasserabweisender Kleidung gefahren werden. Der kleinere Motor heizt immerhin die Kabine nicht auf, wie dies bei den V8 der Fall ist. Die häufig kritisierte Aufhängung, basierend auf VW-Teilen, ist bei Kurt überhaupt kein Negativpunkt.
Wie es so läuft: Die abgeschlossene Suche ruft eine neue Jagd auf den Plan. Die Keile von TVR lässt Kurt aber aus, denn Testfahrten mit verschiedenen Autos hinterliessen bei ihm keine Begeisterung. Während die Modelle von Grantura über M-Serie bis zum Sagaris ein spezielles, TVR-typisches Feeling hinterlassen (Hauptunterschied ist eigentlich nur die zunehmende Motorleistung), kommt dieses nach Ansicht von Kurt bei den Keilen nicht auf. Die von ihm probierten Autos fühlten sich irgendwie „kippelig“ an. Sein nächstes Jagdobjekt ist deshalb ein LHD Taimar Turbo. Wer so einen weitergeben möchte, soll sich bei Kurt melden.

Bildquelle: Bruno Meier
Text: Bruno Meier