Vixen 1300 vs. 1600M

Der Beginn einer großen Liebe…
Eigentlich müsste man vorab berichten, wie ich zu meinem TVR 1600 M gekommen bin. Da dies aber eine sehr lange Geschichte ist, die vielleicht irgendwann in diesem Magazin noch einmal erzählt wird, nur soviel: Mein Freund hat mich gleich zu Anfang unserer Beziehung mit seiner Leiden-schaft für britische Oldtimer angesteckt. Zu unserer ersten Verabredung holte er mich mit seinem roten TVR Vixen 1300 ab…

Es dauerte nicht lange, und ich war stolze Besitzerin eines MG Midgets, mit dem ich zwei Jahre lang sehr viel Spaß hatte. Trotzdem ist ein TVR immer mein heimlicher Traum geblieben, und nach einigen kuriosen Ver-wicklungen – sowie subtiler weiblicher Manipulierung meines Freundes – fahre ich nun seit 2007 meinen silbernen TVR 1600 M. Seitdem machen mein Freund und ich Bremen gemeinsam mit unseren TVRs unsicher.

Vom deutschen Volkswagen zum britischen Sportwagen – nicht nur optisch eine andere Welt…
Mein Freund hat mich – lange bevor ich zu meinem MG Midget und dann zum TVR 1600 M kam – schnell überredet, seinen Vixen einmal zu fahren. Ein sehr ungewohntes Gefühl, wenn man aus einem VW Golf in einen Wagen steigt, der weder eine Servolenkung noch eine Servobremse besitzt und – wie ich schnell merkte – auch noch über die Hinterräder angetrieben ist. Wie gut, dass diese erste Fahrt bei schönstem Sonnenschein und nicht im Regen statt fand…

Mit meinen knapp 160 cm passe ich natürlich wie angegossen hinters Lenkrad, was meinen Freund mit seiner Körperlänge von 193 cm in diesem Fall etwas neidisch macht… ich sehe nämlich ganz elegant beim Ein- und Aussteigen aus, wo hingegen er immer wieder für Lacher sorgt, wenn er sich wie ein alter Mann in den oder aus dem Wagen schält.

Von meinen Umstellungs-Schwierigkeiten – Lenkrad und Blinker auf der „verkehrten“ Seite, mit der linken Hand schalten etc. – werde ich hier lieber nicht berichten… in der erste halben Stunde habe ich wohl keine so gute Figur abgegeben.

Nun fahre ich aber seit über einem Jahr meinen TVR 1600 M und wurde gebeten, einen kleinen Fahrvergleich zu schreiben – natürlich subjektiv und wohl auch sehr aus weiblicher Sicht…

Optik – Rund & knubbelig oder markant & sportlich…
Ohne Frage, beide TVRs sind wunderschön! Mein Freund und ich werden jedoch immer wieder darauf angesprochen bzw. dezent darauf hingewiesen, dass der Vixen mit seiner runden, knubbeligen Form eher zu mir passen würde und der markantere und sportlichere 1600 M zu ihm.

Seit meinem Fahrvergleich bin ich aber ganz sicher: das passt schon!

Fahrgefühl…
Beim Anlassen kommen wir gleich zum ersten Unterschied zwischen Vixen und 1600 M. Mein Wagen hat keinen Choke. Generell finde ich dies sehr angenehm – ich liebe es, wenn Technik so wenige „Knöpfe“ wie möglich hat… Im Winter habe ich allerdings manchmal Probleme, den Wagen zu starten. Ist der Choke im 1300er gezogen und der Zündschlüssel gedreht, springt der Motor ruckzuck an.

Wie schön und butterweich sich ein Gang einlegen lässt, weiß ich erst seit meinem 1600er. Sowohl im Midget als auch im 1300er fühlt es sich hakelig und hart an und man muss schon mit Gefühl den Schaltknauf führen, will man sich nicht verschalten. Im 1600 M hingegen ist es ein Genuss: Der Schaltknüppel fällt gerade zu in die Gänge. Außerdem habe ich das Gefühl, dass auch das Kuppeln selbst um einiges leichter ist – eben wie geschmiert.

Ist der 1300er mit seinen 80 bis 90 PS erst einmal in Schwung (der Motor ist leicht getunt), geht es sehr flott vorwärts. Mein 1600er steht dem in nichts nach. Im Prüfstandbericht werden knapp 100 PS angegeben. Beim Fahren selbst ergeben sich letztlich drei Unterschiede:

Die Beschleunigung in den unterschiedlichen Gängen:
Hier ist ganz ein-deutig zu merken, dass die Getriebe von Ford (1600 M) und Triumph (Vixen 1300) offensichtlich unterschiedlich abgestuft sind. Hat man beim 1300er relativ schnell den vierten Gang erreicht, kann man meinen Wagen wesentlich länger im dritten Gang beschleunigen und erreicht damit viel höhere Geschwindigkeiten als im 1300er. Da beide Wagen außerdem etwa 800 kg schwer sind, mein Freund aber dreimal so viel auf die Waage bringt als ich (sorry, mein Schatz ☺) und ich insgesamt noch ein paar PS mehr unter dem Hintern habe, würde ich sagen, dass mein Freund bei einem ¼-Meilen-Rennen keine Chance hätte…

…hoffentlich nagelt mich niemand darauf fest, diese Aussage in der Praxis zu beweisen…

Das Kurven-Gefühl:
Obwohl mir erklärt wurde, dass beide TVRs über den gleichen Rahmen und deshalb auch über einen identischen Radstand ver-fügen, fühlt sich der Vixen aus meiner Sicht mehr nach Go-Kart an. Vielleicht liegt es daran, dass der 1600 M ein klein wenig länger und flacher ist und breitere Reifen hat: es kommt mir so vor, als würde der 1300er besser um die Kurven fahren und sich insgesamt ein wenig leichter lenken lassen.

Der Overdrive:
Ich hätte auch gerne einen! Nach dem vierten Gang ist im 1600 M Schluss. Der Vixen 1300 hat dagegen ein Spitfire-Getriebe mit Overdrive. Das ist wie ein fünfter Gang und wenn man dann mal Autobahn (z. B. zum Pflichttermin Bockhorn) fahren muss, ist dies um einiges leiser und damit angenehmer.

Fazit…
Wenn mir jemand vor 8 Jahren erzählt hätte, dass ich einmal mit einem englischen Sportwagen zur Arbeit fahren werde, hätte ich ihn wahr-scheinlich für verrückt erklärt, nun erscheint es mir ganz normal. Und wenn ich meinen 1600 M nicht hätte, würde ich auch den Vixen nehmen. Letztendlich ist alles eine Frage der Gewohnheit, und ich kenne meinen TVR natürlich besser als den TVR meines Freundes. Da ich viel in der Stadt unterwegs und dadurch auch viel am Schalten bin, ist die butter-weiche Gangschaltung für mich etwas, worauf ich nicht mehr verzichten möchte.

Das zeigt mir, dass das Fahren – wenn auch nicht das Schrauben, das überlasse ich zugegebenermaßen nach wie vor meinem Freund – von Oldtimern auf keinen Fall nur ein Thema für Männer ist. Es macht einen höllischen Spaß und ich werde auf jeden Fall so schnell nicht wieder damit aufhören!

Bildquelle: René Wagner
Text:
Alexandra Geschweng