Vom Virus zur Leidenschaft!

Als Sandra und ich im April 2005 unsere erste TVR Info mit der Ausgabe 104 veröffentlichten, erzählte ich in der noch neuen Rubrik „Wie kam ich…“ meine persönliche TVR Geschichte. Ausgangspunkt hierfür war das Jahr 1989, als meine Mutter mir damals ihren neuen „Lebensabschnittsgefährten“ Heiko nebst seinem dunkelblauen TVR 3000 vorstellte. Gleich bei unserer ersten gemeinsamen Ausfahrt war mir klar, dass mich der TVR Virus befallen hatte, und knapp 10 Jahre später konnte ich dann auch endlich unseren orangefarbenen Taimar mein Eigen nennen. Der TVR 3000 war zwar zu diesem Zeitpunkt noch in Hamburg und im Besitz von Heiko, jedoch wurde er kurze Zeit später, wie sich herausstellte, – nach einem halbherzigen Kaufversuch von mir – nach Hilden verkauft. Und obwohl Sandra und ich uns zunehmend an den diversen TVR Treffen beteiligten, blieb der TVR 3000 bis zu einem Anruf im September 2010 spurlos verschwunden.

Der Anrufer (Rainer) wollte einen „blauen 3000 M, LHD“ verkaufen, den er nach eigenen Angaben seit dem Kauf nur knapp 1.700 km gefahren hatte. Als im Verlauf der Unterhaltung die Sprache auf die verbauten Felgen kam, war mir bei der Antwort „Revolution“ sofort klar, um welches Fahrzeug es sich handeln musste. Ich konfrontierte Rainer mit meiner eigenen TVR Geschichte, und schnell waren die letzten Zweifel bei mir ausgeräumt. Es war der verschwundene TVR 3000 von Heiko, und so kaufte ich den Wagen blind am Telefon. Meine Freude über diesen ideellen Kauf war an diesem Abend riesig, und ich konnte es kaum erwarten, den TVR 3000 endlich in meiner Garage stehen zu haben!

Jedoch hier stellte sich bereits die erste Ernüchterung ein, nämlich der fehlende Stellplatz, welchen ich bei meinem Spontankauf nicht berücksichtigt hatte. Zwar hatten Sandra und ich drei Stellplätze, jedoch waren diese alle belegt. Zum Glück konnte ich wenige Tage später auf ein Angebot meines positiv „autoverrückten Freundes“ Jens zurückgreifen, der mir einen Stellplatz in der Garage 11 – www.garage-11.de – anbot und mir so aus der Klemme half. Keine zwei Wochen später war dann der TVR 3000 zurück in Hamburg und begann trocken und warm seinen Winterschlaf. Vielen Dank dafür, Jens!

Die Saison 2011 begann mit einem traumhaften Frühling, und Sandra und ich konnten nun zum ersten Mal mit unserem „Neuerwerb“ die ersten Kilometer unter die Räder nehmen. Der TVR 3000 sprang nach seinem Winterschlaf in der Garage 11 perfekt an und war schnell auf Betriebstemperatur. Das 4 Gang Getriebe arbeitete präzise, und im Stop and Go des Stadtverkehrs schaltete sich der Zusatzlüfter bei knapp 90 Grad automatisch zu. Es gab keine Abgasgerüche im Innenraum, und auch auf der Landstraße und der Autobahn machte der TVR 3000 einen guten Eindruck. Das Diff verursachte keine Geräusche bei Lastwechseln, und die Bremsen verrichten zuverlässig ihren Dienst. Und dennoch stimmte etwas nicht! Erst durch das abschließende Fazit von Sandra – die zwischenzeitlich das Steuer übernommen hatte – wurde mir klar was es war: „der Wagen ist null zickig und lässt sich perfekt von einer Frau fahren“.

Dieses Gefühl änderte sich auch bei der zweiten Ausfahrt nicht. Der TVR 3000 lief zwar „wie gewohnt“ rund, jedoch fehlte mir das gewisse etwas. Die Dinge hatten sich anscheinend mit der Zeit verändert, und aus dem anfänglichen durch den TVR 3000 verursachten Virus hatte sich nach über zwölf Jahren eine ausgewachsene Taimar Leidenschaft entwickelt. Der TVR 3000 ist meiner Meinung nach zwar noch immer ein in Kunststoff und Metall gewordener Männertraum, jedoch ist es trotz aller ideeller Erinnerung anscheinend nicht mehr meiner.

In einer „Presse-Information“ vom 12. September 1977 hieß es: „Der TVR 3000 M unterscheidet sich von dem Basismodell TVR 3000, mit dem er technisch völlig identisch ist, ausschließlich durch eine umfangreichere Ausstattung. Diese zusätzlichen Ausstattungs-Details kommen in erster Linie dem Fahrkomfort und dem Äußeren zugute“. Herr Christopher, der damalige Inhaber von „TVR DEUTSCHLAND“ in Hanau, verzichtete seinerzeit auf Stereo-Radio, Motorantenne, Kunstlederdach, Schiebedach und Zweifarben-Lackierung, um durch einen „Händlertrick“ weitere 2.100,‐ DM unter den damaligen Verkaufspreis des M von 26.600,- DM zu kommen. Der „TVR 3000 M wurde nur in der Bundesrepublik durch die etwas einfacher ausgestattete Version TVR 3000“ ergänzt heißt es in der PI weiter, von der mir nur fünf weitere Fahrzeuge dieser „Händlervariante“ bekannt sind.

Ich wünsche der neuen Besitzerin, dass sich bei ihr – wie auch bei mir – mit den Jahren aus dem TVR Virus eine ausgewachsene TVR 3000 Leidenschaft entwickelt.

Bildquelle: Patrick
Text: Patrick