Auf der größten Oldtimermesse Österreichs (trotz Regenwetter kamen 2011 30.000 Besucher) präsentierte sich TVR mit einer Ausstellung der von 1959 bis 2005 produzierten Modelle. Mein Enthusiasmus, eine solche Sonderschau zu organisieren, kommt nicht von ungefähr. Der Keim ist bereits 1965 gelegt worden, als ich dank des Rennsportenthusiasmus meines Vaters dem Donaupokalrennen in Wien-Aspern am 17.10.1965 beiwohnen durfte.
Es war sehr kühl, ich musste sehr früh aufstehen, ich war überhaupt nicht begeistert, den ganzen Tag in der Kälte auf der Ladefläche unserer VW-T1-Pritsche verbringen zu müssen. Nach den für mich sehr langweiligen Motorradrennen (im Gegensatz zu meinem Vater, der davon hellauf begeistert war), folgten endlich die Rennen mit meinem Idol, Jochen Rindt. Im Grand Tourisme-Rennen startete er auf einem 2-Liter Abarth-Simca, mit dem er leider gegenüber der Porsche 904er-Übermacht chancenlos war, egal, wie fest ich mir das Blut aus den Daumen drückte. Der Abarth war mir hinlänglich bekannt, hatte ich doch ein ähnliches Modell von Mercury in 1:43 zum Spielen, auch den 904er kannte ich genau, bekam ich doch schon als 7-jähriger ein Abonnement der gerade neu erschienenen „Auto-Revue“ geschenkt. Die Ferrari 275 GTB hatten so schwerfällig gewirkt, dass mir der Vergleich mit einem rassigen springenden Pferd schon als Kind schwer fiel, aber, da waren zwei mir nicht wirklich bekannte Autos dabei, die so komisch aussahen, so kurz, knubbelig, und habe ich auch nie in meinen zahlreichen „Michel-Vaillant-Hefteln“ gesehen. Es kam der unglaubliche Auspuffsound dazu, den ich gleich versuchte nachzuahmen, hat er mich doch so begeistert. Diese Autos tönten im Vergleich zum Ford GT40 (ebenfalls in meiner Dinky Toys Garage vertreten) verblüffend ähnlich… „TVR Griffith“ heißt das Auto, na habe ich wieder was gelernt, um es bald wieder zu vergessen, war doch das Prototypenrennen dran, das dann der Rindt haushoch überlegen, wieder auf Abarth, gewann. Die Welt war wieder in Ordnung, der Tag gerettet, endlich war ich wieder bei Mama zu Hause.
Ein Jahr darauf: 500-km-Rennen auf der Rumpelpiste von Zeltweg, Rindt startet auf Porsche Carrera 6, wir waren nicht dort, aber es gab eine Fernsehübertragung mit der Vorstellung aller Teilnehmer, der Kommentator erwähnt, „…TVR Griffith…“, ich denke mir, komisch, den sollte ich kennen, der hat aber dieselben Heckleuchten wie der Cortina des Freundes meines Vaters, die hatten die Griffiths in Aspern nicht…. Egal, die TVRs waren mangels Modellen sowieso nicht bei meinem 1:43-Zimmer-Grand-Prix am Start, aber irgendwie wurden diese kleinen, eigentlich chancenlosen Autos in meinem Kopf als bemerkenswert und liebenswert abgespeichert, und außerdem war es schon immer so, dass ich eher dem David als dem Goliath nahe stand.
Dann war lange TVR-Pause, war ich doch aktiver Simca-Rennfahrer, und danach, no na, Simca-Sammler, ganz streng, nur Heckmotor-Autos, bis ich alle hatte, die ich wollte, und dann war Schluss mit dem Sammeln. Und Punkt.
Beruflich hatte ich immer mit Autos zu tun, nein, nicht Restaurieren oder Reparieren, nein, mit im Allgemeinen sehr wartungsarmen Automodellen, nämlich Masstabsmodellen, die ich an verschiedensten Plätzen, Oldtimermessen, Rennen, Teilemärkten usw. zu verkaufen versuchte…
Na, und da am Salzburgring, da war wieder einer, so ein Griffith, gelb, Farmer hieß der Fahrer, und der war wirklich sehr schnell, hat den Violati mit dem 250 GTO locker abgehängt und schließlich auch die Corvette von Arthur Haas niedergerungen… Tolles kleines kurioses Auto, das hat mir wieder getaugt, der Kleine hat‘s ihnen wieder gezeigt…
2006 war es schließlich so weit. Ich dachte mir, man darf sich ein besonderes altes Auto leisten. Sollte voll restauriert sein, schließlich sollte man ja nur damit Freude haben und fahren, nicht nur Sammeln und Schrauben. Der Jacky Mayerhofer, der schon jahrelang minutiös an einem TVR Vixen schraubte, sagte mir, der Armin verkauft einen Tuscan V6 in atemberaubenden Zustand. Schon bin ich mit ihm dorthin gefahren, mit Familie. Und da stand er auch, baby-blau oder wedgewood-blue….sagenhaft, unglaublich toll aufgebaut, eigentlich für einen Dottore, der viel investierte, ehe ihn die Krise früher ereilte, die uns alle jetzt weltwirtschaftlich kalt erwischt. Nach zähem Verhandlungsmarathon war er mein erster (und wie ich glaubte) einziger Engländer…..und genau da, erzähle ich nicht weiter, sondern schwenke ganz unelegant zum eigentlichen Thema: „Oldtimermesse Tulln 2011, TVR-Ausstellung“, um.
Meine Modellautostände auf den diversen Veranstaltungen helfen schon sehr, genaueren Einblick in die Szene zu bekommen, wird man doch hellhörig, wenn jemand frägt,“ Haum’s a an TVR als Modell?…“, stellt sich doch nach kurzer Erläuterung heraus, welcher es sein darf, dass ein ebensolcher in der Garage des vermeintlichen Kunden steht…
Der Jacky Mayerhofer, ein wirklich sehr lieber Freund, hat den liebevoll restaurierten Vixen, mit 2-Liter-OHC-Motor, Typ-9-Fünfganggetriebe usw… Ich konnte den TVR Tuscan V6 1971 beisteuern, und auch noch einen Grantura Mark III, der als ältester bekannter Mk III eine werksseitig bewegte Renn- und Rallye-Karriere aufweisen kann, auch wenn im Jahr 1965 vom 1600er MG- auf den 1800er-Motor aufgerüstet wurde. Ja, und da war noch der Trident Venturer, auch wenn er nie ein TVR werden durfte, hat er doch in der TVR-Geschichte einen, meiner Meinung nach, ganz hohen Stellenwert, mit einer, zu seiner Zeit, als er von Trevor Frost entworfen wurde, puncto Design seiner Zeit um Lichtjahre voraus war. Leider wird das Auto zu oft mit typischen 70er Jahre Design verglichen, schade eigentlich, war er doch schon in den frühen 60ern (als TVR Trident noch viel schöner…) als Prototyp fertig… .und noch dazu mit feiner TVR-Fahrwerkstechnik…
Tja, und dann wird der Bogen weiter gespannt, in die erfolgreiche Martin-Lilley-3000M-Zeit, und das mit einem echten Knaller, habe ich doch einem Freund von mir zum Kauf eines TVR 3000M Martin1 (aus einer Sonderserie von 10 durchnummerierten Exemplaren) geraten.
Und da stand er schon in Tulln, neben Herrn Winters langgeliebten und gerne gefahrenen 3000S, der so richtig das lange Miteinander charmant zur Schau trug. So wie es mir besonders gut gefällt. Und dann die Peter Wheeler Zeit: Wir starteten mit dem „neuen“ Griffith durch, daneben der atemberaubende Tuscan Speed Six, mit unverwechselbarer Scheinwerferanordnung und der regelmäßigsten Emmentalerlöcher im Kühlergrill, die je gesehen wurden, dann der TVR Cerbera, dem man nie ansieht, dass er auch Passagiere in der zweiten Reihe befördern kann. Natürlich durfte auch ein Chimaera nicht fehlen, ehe der chronologisch geordnete Rundgang bei den zweifellos sensationellen Smolenski-Typen T350 und Sagaris seinen abschließenden Höhepunkt fand. Jetzt, wenn nicht viel zu spät, ist es aber an der Zeit, wirklich danke zu sagen. Danke, an die unkomplizierte und sehr sehr nette und hilfsbereite österreichische TVR-Szene. Bei den sogenannten „Alten“ hatte ich bis zum 3000M eigentlich überhaupt kein Problem gesehen, einen Querschnitt zeigen zu können, dann, erst durch die wirklich sensationelle Hilfe von Fritz Pichler, der seinen Sagaris zeigte, war auch der Part der sogenannten „Neuen“ wirklich toll abgedeckt.
Für mich persönlich war es ein wirklich tolles Erlebnis, so viele TVRs mit ihren sehr netten Besitzern in Tulln zusammenzubringen. Wenn es dem Publikum nur halb so gut gefallen hat, wie mir, war es ein sensationelles Ereignis… und hochemotional… wir haben sehr viel Freude empfunden…
Bildquelle: Alexander
Text: Alexander