-Bericht über eine Vollrestauration-
Mein Freund Patrick hat bereits seit 16 Jahren einen TVR. Ich fand den Wagen und die Marke schon immer toll, interessierte mich dafür und bin häufig mit Patrick auf Rallyes oder TVR-Treffen gewesen. Immer wenn es dann einen TVR zu erwerben gab, hat er mich darauf angesprochen. Aber irgendwie passte es nie so richtig. Dann sah ich irgendwann mal auf einem Foto einen Trident und war schwer beeindruckt. Einzigartig, diese Form, perfekt! Patrick hat mir die Geschichte zu dem Wagen und der Marke erzählt und auch von der geringen Stückzahl. Wenn so einer mal zu kaufen wäre, dann würde ich zuschlagen, wissend, dass das eher unwahrscheinlich wäre. So waren wir verblieben.
Im Sommer 2008 dann bekam ich aus dem Nichts einen Anruf von ihm, in England sei bei ebay ein Trident zu ersteigern. Was für eine Art, solch einen Oldtimer zu erwerben. Bei ebay! Völlig überrumpelt von diesem Angebot bin ich doch sehr schnell ins Grübeln geraten. Ich hatte zur Entscheidung nur eine Handvoll Fotos von einem Trident Venturer, Baujahr 1970, in Rot. Keine Chance, den Wagen vor dem Kauf live zu sehen und zu beurteilen.
Trotzdem, ich ging dieses Risiko ein für einen Kaufpreis von 2300 Pfund. Als ich ihn dann vor mir stehen sah, war mein erster Ausruf „wow“, der meines Mechanikers „Kernschrott“… und beide hatten wir recht.
Über die Historie des Autos kann ich gar nicht so viel sagen. Alte Fotos, auf denen er sicher zu erkennen ist, habe ich nicht. Insgesamt hat der Wagen sieben Vorbesitzer, einer davon ist Peter John Filby (Autor mehrerer Oldtimer-Bücher). Die letzten Jahre hat der Wagen leblos in einer Garage und viel schlimmer noch, wohl nur halb in der Garage und halb davor gestanden. Das Ergebnis dessen: Er war komplett verrottet, tot, eben Kernschrott! Ihn nicht nur wieder fahrbar sondern auch ansehbar zu machen, sollte nun viel Mühe, Gedanken, Arbeit, und auch Geld kosten, mehr von allem als anfangs (naiverweise?) gedacht.
Ich selbst bin kein „Schrauber“, gehöre absolut nicht zu denen, die viel auf eigene Faust am Auto machen können. Deswegen brauchte ich einen „Mechaniker meines Vertrauens“, fast so schwierig wie die Restauration an sich? Den habe ich vor den Toren Hamburgs gefunden. Einer, der sich bestens mit englischen Oldtimern, insbesondere auch TVRs auskennt.
Dieser hat nun nach und nach alles das restauriert, was zu restaurieren war. Und es war eine Menge. Was ich dazu handwerklich beitragen konnte, habe ich gemacht, unter anderem so profane Dinge wie das Abflexen des Rosts vom Rahmen (natürlich erst nach mühsamen Entfernen dicker Bitumen- Schichten). Und von Rost und Bitumen gab es eine große Menge an dem Wagen. Es war eine Riesenarbeit und auch Riesensauerei. Ich denke, die Fotos können dies zumindest Teil wiedergeben.
Letztlich wurde ALLES an dem Auto angefasst und sehr, sehr vieles restauriert und wenn nicht möglich, dann ausgewechselt. Ist überhaupt noch eine Schraube die alte geblieben?
Nachdem vieles von der Mechanik und der Rahmen wieder in Stand gesetzt waren, wurde klar, dass auch ein neuer Farbanstrich her musste. Alles andere wäre nur halber Kram gewesen. Aber was ist die richtige Farbe für einen Trident? Eine Frage, mit der man sich sehr lange beschäftigen kann und zu der man viel Phantasie benötigt. Wer weiß die richtige Antwort? Ich wusste es zunächst nicht und bin nach vielen Stunden des Nachdenkens immer noch nicht sicher. Rot? Silber? Weiß? Vielleicht Petrol? Gelb? Ist das wirklich nur Geschmacksache oder gibt es die ultimative einzige Farbe für einen Trident? Ich hab mich nach langem Hin und Her für ein dunkles Gelb entschieden. Eine, wie ich finde, passende Farbe. Trotzdem: Petrol wäre vielleicht auch nicht schlecht. Und was ist mit Silber, oder doch schwarz? Schwierig, schwierig…
Das Lackieren hab ich einem Lackierer in Hamburg überlassen und dieser wollte dann auch die Restauration zum Abschluß bringen. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Von den gesamten 4 1/2 Jahren der Restauration stand das Auto nun nach Abschuß der Lackierarbeiten nahezu zwei Jahre in seiner Werkstatt und wurde und wurde nicht angefasst. Nichts ging voran. Ich lebte nahezu ausschließlich von warmen Worten und Versprechen, und wenn das Auto dann doch angefasst wurde, wurde mehr kaputt gemacht als nachhaltig restauriert. Einige dieser Zeit konnte ich zumindest mit einem Abstecher beim Sattler sinnvoll nutzen.
Dann musste ich die Notbremse ziehen und gab den Wagen zum Abschluß der noch ausstehenden Arbeiten wieder bei meinem Mechaniker des Vertrauens ab. Ich hab dabei meine Lektion gelernt: Wenn man das Auto selbst restaurieren kann und die Zeit und Lust dazu hat: Perfekt! Ansonsten ist ein guter UND zuverlässiger Mechaniker Gold wert. In dieser Branche gibt es wohl doch mehr als genug unseriöse, schwarze Schafe.
Der Rücktransport fand letzten Sommer statt, zum Finish. Dass so ein Finish dann doch noch viel Arbeit bedeutet und gerade die letzten Kleinigkeiten viel Liebe zum Detail bedeuten und deswegen auch noch ihre Zeit brauchen, merkte ich dann. Aber es war wieder Bewegung drin und zwar nicht zu knapp.
Zum Ende des Jahres war es dann soweit. Endlich fertig! Die Krönung waren das abschließende Gutachten, TÜV und Zulassung. Der erste zugelassene Trident Venturer in Deutschland. Ein schönes Gefühl.
Was hat mich all die Zeit motiviert, weiterzumachen? Bis zur Zulassung bin ich nur sehr wenige Meter mit dem Auto auf dem Hof gefahren. Nicht wirklich viel, trotzdem sehr schön und appetitanregend. Dann hatte ich bei einem TVR-Treffen 2009 die Gelegenheit, schon mal im Wagen von Roland Flueeler das „Trident-Fahrgefühl“ zu spüren (wofür ich mich hier nochmal bedanken möchte mit lieben Grüßen an die Schweiz). 2009 war ich ebenfalls mit Patrick nach England gereist zum Pre-80s Extravaganza-Treffen nach Hucknall, Nottinghamshire. Dort hatte ich Gelegenheit, eine Riesen-Anzahl schöner TVRs und doch auch respektable Anzahl fahrbereiter Tridents zu bestaunen und deren Besitzer kennen zu lernen. Zudem haben mir Patrick und auch Bruno immer wieder gut zugeredet… und wenn nötig (und das war ganz schön häufig) hab ich mir eine DVD von einem Trident-Treffen 2006 angesehen. All das half mir über die lange Durststrecke hinweg und so konnte ich auch jede restaurierte Kleinigkeit euphorisch feiern.
Nun ist es also geschafft. Nach der Zulassung habe ich Mitte Januar die ersten Kilometer abreißen können und den Wagen schon mal in sein neues Zuhause gefahren. Was für ein Gefühl! Ich war gespannt und angespannt.
Mittlerweile ist nun schon fast die erste Saison Vergangenheit und ein Kilometer nach dem anderen wurde abgefahren, auf der Suche nach den letzten Kinderkrankheiten, um auch diese noch auszumerzen.
Bildquelle: Markus Porthun
Text: Markus Porthun