TVR Taimar – TV 2994 – auf der Rennpiste in Chambley (Frankreich)
Ende September 2011 fuhren wir an einem sonnigen Samstag von Luxemburg nach Chambley in Frankreich, eine Fahrt von ungefähr einer Stunde, um an einem von Arts & Revs organisierten Track-Day teilzunehmen. „Wir“ sind mein Freund Timothé mit seinem dunkelblauen BMW M3 mit 8-Zylinder-Motor und ich mit meinem grauen TVR Taimar (einem der letzten gebauten) mit T-slot Alurädern. Welcher Kontrast! Ein modernes deutsches Auto gegen einen altmodischen Briten. Aber auch Schwergewicht gegen Leichtgewicht, 400 PS gegen nur 142 PS, Lenkung mit Servo gegen nicht unterstützte, 6-Gang-Getriebe gegen enggestuftes 4-Gang-Getriebe…
In Chambley – einer ehemaligen US-Airforce-Basis – stellten wir unsere Autos vor dem Flugzeughangar ab und genossen vorerst einmal Kaffee und Croissants. Die Piste wird üblicherweise von einer Rennfahrerschule benützt, stand uns an diesem Tag jedoch von 09.30 Uhr bis zu einer Schlussbesprechung um 17.00 Uhr zur Verfügung.
Die Piste ist 3,3 km lang und 12 m breit, wobei sich die Fahrbahn als recht holperig erwies. Zwei Abschnitte lassen einige Geschwindigkeit zu, doch der größte Teil des Kurses ist ziemlich technisch, d.h. mit vielen engen Kurven. Der Taimar war nach drei Runden warmgefahren und fühlte sich sogleich wohl auf der Piste. Anders der BMW M3, bei dem sich schnell Bremsfading einstellte und dessen Pneus sich nach einer Stunde Fahrzeit zu Slicks wandelten. Der Taimar war zwar nicht so schnell, hatte aber nicht mit solchen Abnützungsproblemen zu kämpfen und fuhr Runde um Runde ohne Probleme. Im Gegenteil, ich konnte mit dem TVR die Kurven mit zunehmender Übung heftiger attackieren. Zurückgehalten wurde ich einzig vom Fahrwerk, welches auf der Rennstrecke definitiv zu weich ist. Entsprechend entschloss ich mich die Stoßdämpfer zu wechseln und die Vorderradaufhängung verbessern zu lassen. Diese Arbeiten vergab ich an Karosseriebaufirma Alexander Koeppen in Nattenheim, Deutschland. Der TVR sollte dann bereit sein, damit ich mit ihm auch die Rennstrecken von Spa-Franchorchamps und Zolder geniessen kann.
Mit geeigneter Bremsflüssigkeit und guten Bremsbelägen lässt sich auch mit einem älteren TVR bestens „Rennluft“ schnuppern. Ideal ist, wenn man sich auf der Rennstrecke in eine Gruppe mit in etwa gleich schnellen Fahrzeugen einreihen kann. Wird die Rennstrecke mit viel schnelleren Autos geteilt, ist ein Beifahrer hilfreich. Bei dichtem Verkehr vor allem auf den schnellen Abschnitten, auf denen sich die verschiedenen Spitzengeschwindigkeiten der Autos auswirken, kann der Beifahrer dann gute Hilfe leisten, damit die Übersicht bewahrt wird.
Der TVR ist leicht, was ihn in Kurven einfach zu fahren macht. Wegen des fehlenden Gewichts über den Hinterrädern neigt er zum Übersteuern, weshalb im Nassen aufgepasst und behutsam mit dem Gaspedal umgegangen werden muss.
Nach einem solchen Rennpistentag (mit zwei bis drei Stunden effektiver Fahrzeit) waren Bremsen und Reifen des Taimars immer noch in gutem Zustand. Bei den älteren TVRs hält sich vor allem der Reifenverschleiß in Grenzen, was sich aber bei den leistungsstärkeren späteren TVRs anders präsentieren kann.
Diese Track-Days werden nach zwei verschiedenen Systemen organisiert: In Chambley war die Boxengasse den ganzen Tag offen, es konnte also jeder nach Lust und Laune und solange er mochte auf der Rennstrecke fahren; die andere Variante lernte ich später kennen. Auf einem Flugplatz in Bittburg sind Gruppen gebildet worden (ich war mit sieben anderen TVRs in einer Gruppe), die dann jeweils 20 bis 25 Minuten die Rennstrecke für sich haben, was zu zirka vier Durchgängen je Tag reicht. Dieses letztere System kann den Vorteil von in etwa gleichen schnellen Autos auf der Piste haben, was weniger Hektik aufkommen lässt, als wenn ständig auf viel schnellere Teilnehmer Rücksicht genommen werden muss.
Solche Track-Days, an denen man das eigene Auto in recht sicherer Umgebung richtig kennen lernen und die Grenzen jeder für sich selber abstecken kann, werden in den verschiedensten Preislagen angeboten. Die Teilnahmegebühr in Bittburg hat z.B. nur 100 Euro gekostet. Tage auf größeren Rennkursen können jedoch 750 Euro und mehr kosten. Der aktuelle Preis ist auch abhängig von der Teilnehmerzahl und den gebotenen Leistungen (z.B. Essen inbegriffen, Instruktoren zur Verfügung usw.). Wenn die Gelegenheit zur Teilnahme an einem solchen Tag besteht, sollte sich jeder TVR-Besitzer dieses Vergnügen aber mindestens einmal gönnen, denn Rennerfahrung braucht es dazu nicht und man lernt sein eigenes Auto wirklich von einer völlig anderen Seite kennen, als wenn es nur auf der Straße bewegt wird.
Bildquelle: Pierre-Yves Augsburger
Text: Pierre-Yves Augsburger